Dicke Überraschung: Lahm tritt aus Nationalmannschaft zurück

Ein uraltes Sprichwort sagt, dass man aufhören solle, wenn es am Schönsten ist. Den meisten Fußballern gelingt es aber nicht, auf ihrem Höhepunkt abzutreten. Erfolg, Euphorie und Millionen von Fans sind Drogen, die süchtig machen. Man kann nur sehr schwer von ihnen lassen. Philipp Lahm ist aber keiner „von den meisten Fußballern“. Dies betrifft nicht nur sein Talent, sondern auch seinen Intellekt, seine Berufsauffassung und seine Ziele im Leben. Trotzdem ist es überraschend, dass er das alte Sprichwort mit Leben erfüllen kann: Der Kapitän tritt nach der gewonnenen Weltmeisterschaft mit sofortiger Wirkung aus der Nationalmannschaft zurück.

Berater: Entschluss stand schon länger fest
Lahms Berater Roman Grill hat diese Nachricht gegenüber allen einschlägigen Medien bestätigt. Der Agent gab zudem an, dass sein Schützling diesen Entschluss bereits vor der Weltmeisterschaft gefasst habe. Umso schöner sei für Lahm nun, dass dieser mit dem Titel abtreten könne. Sollte diese Aussagen stimmen, so kann man dem Spieler, seinem Agenten, der Nationalmannschaft und dem FC Bayern München, die ebenfalls informiert gewesen sein dürften, nur Anerkennung für ihr Stillschweigen aussprechen: Bis zum Tag des Rücktritts war nichts nach draußen gedrungen. Es gab eigentlich kein Anzeichen dafür, dass Lahm aufhören könnte.

Was passiert nun?
Lahm bleibt allerdings als Spieler der Fußballwelt erhalten. Kurz vor der WM verlängerte er seinen Vertrag beim FC Bayern München bis 2018. Dieses Arbeitspapier wird er auch erfüllen, wie er versicherte. Man muss allerdings keine prophetischen Begabungen haben, um zu ahnen, dass für Lahm nun die letzten vier Jahre seiner Karriere anbrechen.

Für die Nationalmannschaft stellen sich drei Fragen: Wer beerbt den Defensivspieler als Kapitän? Hat diese Entscheidung Einfluss auf andere handelnde Personen – wie z.B. den Bundestrainer? Wird es ein Abschiedsspiel geben? Die erste Frage dürfte relativ schnell beantwortet werden können. Bastian Schweinsteiger bewies bei der WM, dass er der Anführer des Teams ist. Das Abschiedsspiel ist schon etwas komplizierter: Theoretisch würde sich der 3. September gegen Argentinien anbieten, wenn der DFB auch Miroslav Klose verabschieden möchte, sollte dieser ebenfalls zurücktreten. Anderseits ist es wahrscheinlicher, dass die Abschiedspartie erst ansteht, wenn Lahm ganz mit dem Fußball aufhört. Es wird dann vermutlich ein Freundschaftsspiel zwischen den Bayern und dem DFB-Team geben. Die zweite Frage, die neben Jogi Löw auch an Klose gerichtet ist, können diese wohl nur alleine beantworten. Lahm war ein Fixpunkt der Mannschaft, aber ob er so wichtig ist, dass man nicht mehr ohne ihn beim DFB-Team sein möchte, wissen nur die Betroffenen selbst.

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