Schaaf und Hannover 96: Nur drei Monate bis zur Entfremdung

Hannover 96-Präsident Martin Kind hat seinem Cheftrainer Thomas Schaaf ein Ultimatum gestellt. Jener solle sich über Ostern entscheiden, ob er das Team auch in der zweiten Liga betreuen wird oder nicht. Nach nur drei Monaten gemeinsamer Zusammenarbeit ist die große Liebe zwischen den Niedersachsen und dem langjährigen Bremer, die beim Start der Zusammenarbeit Ende Dezember 2015 von beiden Seiten proklamiert wurde, bereits Geschichte. Stattdessen sehen wir zunehmend Zeichen der Entfremdung.

Schaaf fährt nicht mehr im Mannschaftsbus mit
Jüngst versäumte Schaaf ein Training. Sportchef Martin Bader beeilte sich jedoch schnell zu versichern, dass der 54-Jährige einen privaten Termin habe. Sein Fehlen sei abgesprochen gewesen. Allerdings war das Fehlen bei der Einheit, die faktisch nur ein lockeres Auslaufen war, längst nicht alles: Schaaf fuhr jüngst bei zwei Testspielen seiner Mannschaft nicht mit dem Team zusammen im Bus, sondern wählte seinen Dienstwagen. Wer den Trainer in seinen Tagen in Bremen erlebt hat, weiß, dass sich Schaaf dort lieber ein Bein abgeschnitten hätte als nicht bei der Mannschaft im Bus zu sein. Beim Test gegen den FC St. Pauli (4:1 für die 96er) sah sich Schaaf genau wie sein Widerpart Ewald Lienen die zweiten 45 Minuten von der Tribüne ab. Der Trainer wirkte dabei jedoch nicht aufmerksam, sondern unterhielt sich lieber mit Bader und Hannovers sportlichem Leiter Christoph Möckel.

Fühlt sich Schaaf überrumpelt?
Ultimaten kommen bei Schaaf nicht gut an. Dies ist bekannt. Und besonders in diesem Fall dürfte sich der 54-Jährige überrumpelt und möglicherweise sogar hintergangen fühlen. Eigentlich hatte man das aktuelle Vertragsmodell vor allem deshalb gewählt, um am Saisonende in Ruhe zu entscheiden, ob man weiter zusammenarbeiten wolle oder nicht. Damals konnte zwar noch niemand den gigantischen Negativ-Lauf der 96er erwarten. Aber trotzdem hatte sich Schaaf auf diese Worte verlassen – und sitzt jetzt in der Falle. Erklärt er, dass er auch in Liga zwei bleibt, wird es heißen, er habe den Kampf um den Klassenerhalt aufgegeben. Lehnt er das Ultimatum ab, müsste Hannover ihn eigentlich sofort entlassen. Nach dem sportlichen Horror der letzten Wochen und Monate zerlegt sich der Verein nun auch neben dem Platz. Doch Thomas Schaaf ist so schnell nicht zu entmutigen, denn Fußbälle und der Fußballsport haben ihn derart geprägt.

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